Samstag, 12. Dezember 2015

Review15 - Jahresrückblick




Review15 – Die letzte Ausstellung des Jahres widmet sich in gewohnter Weise der Rückschau auf die Künstler des vergangenen Jahres. Die letzten Wochen des Jahres werden auch in der Galerie Anna25 traditionsgemäß dazu genutzt, um Revue passieren zu lassen, was uns in diesem Jahr künstlerisch begleitet hat.

Passend zum Rückblick auf die vergangenen Monate, steht die Zeit bei der letzten Ausstellung des Jahres im Mittelpunkt. Das Phänomen Zeit spielte im diesjährigen Programm der Galerie eine große Rolle. Als fotografisches Exempel für den Verfall, als digitaler Ausdruck für den Widerspruch zwischen Schnelllebigkeit und Unvergänglichkeit des Internets oder als Zeugnis für das zeitlose Empfinden von Träumen – In allen Gattungen und Stilen und mit ganz unterschiedlichen Intentionen wurde Vergänglichkeit und Zeitempfinden von den ausgestellten Künstlern thematisiert. In der Review15 werden all diese Positionen nun zusammengebracht und in einer Ausstellung vereint.

Am deutlichsten setzt sich Holger Zimmermann mit dem Thema Zeit auseinander. In seinen Fotografien, Malereien und Digitaldrucken fokussiert er die Spuren von Verfall und vergangenen Zeiten. Fotografien von sogenannten Lost Places fixieren die im Zerfall begriffenen Orte auf Papier. In seinen Malereien und Digitaldrucken bedient er sich an Motiven, die aus seiner weitreichenden Sammlung von Zeitzeugnissen vergangener Jahrzehnte stammen. Werbeplakate, Zeitschriften und Magazine werden künstlerisch und in neuen Kontexten aufgearbeitet.
Nicht der zufällige Zerfall, sondern gezielte Dekonstruktion stand im Mittelpunkt der Arbeiten von Raymond Gantner. Durch das stringente Auflösen von Strukturen und die Abkehr von bedeutungsschwangeren Werken nähert sich Gantner der zufallsgeprägten Kunst und verweist damit auf Kunstströmungen wie den Dadaismus.
Von der Schnelllebigkeit der digitalen Welt geprägt, verweist Thai Ho Pham auf das Massenphänomen Handyfotografie. Immer verfügbar, planlos und nach der Veröffentlichung in sozialen Netzwerken unvergesslich – Das klassische Motiv des Porträts verwahrlost durch die ständige Verfügbarkeit von Aufnahmegeräten zum trivialen Massenprodukt. Der Künstler entledigt die Fotografien ihres Kontexts, verfremdet sie und erhebt sie dadurch aus ihrer Trivialität. Vergrößert, ausgedruckt und durch die Übermalung einzigartig, wird ein willkürliches Bild zur Kunst.
Ferdinand Vogel setzt sich ebenfalls mit den neuen Medien und deren Schnelllebigkeit bzw. Unvergänglichkeit auseinander. Er wandelt klassische Kunstformen in eine digitale Formsprache um. Dabei entstehen abstrakte und fragmentarische wirkende Arbeiten. Von Filmen und deren Lichttechnik der 50er und 60er Jahre inspiriert, arbeitet Vogel mit starken Kontrasten und erzeugt durch die Arbeit mit Licht und Farbe expressive Kompositionen und eindrucksvolle Porträts.
Verfremdung und fantastische Formen setzt auch Tom Kristen in seiner Malerei ein, um fantastische Traumsequenzen zu erzeugen. Dieses Spiel zwischen realen und surrealen Gegebenheiten sind Gegenstand der naiv wirkenden Malereien. Eingebettet in ganz eigene Wahrnehmungs- und Zeiträumen entstehen Motive, die auf schon Dagewesenes anspielen und doch ihre ganz persönliche Aussagekraft entfalten.
Ebenfalls der naiven Malerei hat sich der Künstler Fabio Moro verschieben. Kindliche Motive, grelle Farben und schnelle Skizzen kombiniert der Künstler mit ironischen Anspielungen. Die unbekümmerte und betont einfache und heitere Formensprache erhält durch die Ironie eine zusätzliche Bedeutungsebene. So porträtiert Moro beispielsweise Superhelden, an denen trotz Superkräften die Spuren der Zeit nicht unbemerkt vorbeiziehen.
Günter Schmid zeigt in seinen Fotografien das Wechselspiel von Architektur und Menschen. Städtischen Bauten und urbanes Leben stehen sich gegenüber. Offenkundig wird dabei Schmids Vorliebe für Symmetrie, Reihungen, Wiederholungen und Zentralperspektive. Experimentelle Motive und atmosphärische Farbspiele bereichern die akribischen Architekturfotografien und verweisen auf die unterschiedliche Aneignung der Räume durch den Menschen, die von Verlorensein bis zum selbstsicheren Erschließung von Lebenswelt reicht.
Aneinanderreihungen, Rhythmus und Takt beschäftigen den Künstler Bernhard Paul. Ähnlich wie Kandinsky oder Paul Klee arbeitet Paul an der malerischen Darstellung von Musik. Das musikalische Werk von Komponisten wie Satie, Schweinitz oder Varese inspiriert den Künstler Rhythmus und Takt in gegenstandsloser Malerei darzustellen. Pinselstriche, die in Wiederholungen, unterschiedlichen Farben und Intensität aufgetragen werden, spiegeln akustisches Erleben wider.

Text: Julia Schattauer (Blog: Bezirzt)

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